Im Interview: Frank Benson von der Vitec GmbH teilt seine Erfahrungen zur europäischen Projektzusammenarbeit

Über die Nutzung von Forschungs- und Innovationsprogrammen wie Horizont 2020/Horizont Europa zur Entwicklung neuer Produkte

Vitec ist ein weltweit agierendes Unternehmen für Hard- und Softwareentwicklung im Internet Protocol Television Bereich mit über 250 Mitarbeitern. Es hat Entwicklungsstandorte in Frankreich, Deutschland, Russland und Israel sowie Vertriebsbüros in England, Asien und Amerika. Frank Benson arbeitet schon seit über 20 Jahren bei der Vitec GmbH in Deutschland.  Als Entwicklungsleiter und Projektverantwortlicher hat er bereits an einem inzwischen abgeschlossenen EU-Projekt mitgewirkt und kürzlich ein Neues gestartet. Im Folgenden berichtet Herr Benson von seinen Erfahrungen.

An welchem EU-Projekt haben Sie bereits mitgewirkt und an welchem wirken Sie zurzeit mit?

Das erste Projekt, an dem ich mitgewirkt habe, hieß Cognitus und wurde über das Programm Horizon 2020 von der EU gefördert. Es hatte eine Laufzeit von drei Jahren und 2019 konnten wir es erfolgreich beenden. Cognitus war ein Innovation-Action-Project. Das bedeutet, dass das Projektergebnis am Ende auch in ein Produkt umgewandelt wurde. Konkret ging es darum, Fernsehsendern sendefähige Videos zur Verfügung zu stellen, die Sportveranstaltungs- oder Konzertbesucher selbst aufgenommenen haben. 

Das derzeit laufende Projekt heißt Copa Europe und ist zum Teil aus dem vorherigen Projekt entstanden. Es wird ebenfalls mit einer Laufzeit von drei Jahren über das Programm Horizon 2020 von der EU gefördert. Mit neun teilnehmenden Partnern z.B. aus Spanien, Griechenland und Israel bilden wir ein sehr großes Konsortium und konnten im November 2020 starten. In diesem Projekt geht es um die Weiterverwendung von Livestreams von Sport- und eSportveranstaltungen. Bei der Benutzung und Archivierung werden Blockchain- und künstliche Intelligenz-Technologien verwendet. 

Aber nicht nur wir von Vitec in Deutschland nehmen an solchen Projekten teil, sondern auch beispielsweise unsere Kollegen aus Frankreich haben bereits an Förderprogrammen der EU teilgenommen. In unserem Konzern ist das ein übliches Mittel, um mit Partnern an Projekten zu arbeiten, um Erfahrungen auszutauschen und gegenseitig voneinander profitieren zu können.

Welche Erfahrungen aus den EU-Projekten möchten Sie mit anderen Unternehmen teilen?

Meiner Meinung nach ist es wichtig zu wissen, dass die Planung und Vorbereitung eines Projektes einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Wir haben beispielsweise für beide Projekte jeweils ungefähr ein Dreivierteljahr gebraucht, bevor wir loslegen konnten. Zudem mussten wir feststellen, dass das Reporting sehr zeitaufwändig ist. Uns Ingenieuren fehlt da einfach die Routine beim Schreiben solcher Berichte, die ja auch eine entsprechende Qualität haben sollen.

Eine Schwierigkeit bei uns war allerdings der Übergang vom Projektergebnis zum Produkt. Darauf wollen wir dieses Mal mehr achten, denn am Ende soll natürlich ein Produkt entstehen, mit dem wir weiterarbeiten und das wir auch schon verkaufen können.

Schließlich haben wir festgestellt, dass sich aus einem Projekt sehr viele Folgeideen entwickeln können. Zum Beispiel haben wir jetzt am Anfang von Copa Europe schon eine Idee, in welche Richtung es danach weitergehen könnte.

Welche Vorteile sehen Sie in der internationalen Zusammenarbeit?

Die internationale Zusammenarbeit bietet eine tolle Möglichkeit, um mit anderen Unternehmen derselben oder ähnlichen Branchen Erfahrungen auszutauschen. Durch die Inspirationen entwickelt man neue Ideen und lernt andere Vertriebswege und Businessmodelle kennen. Allgemein macht man eine wahnsinnige Entwicklung.

Außerdem bildet man innerhalb der Projektlaufzeit ein riesiges Netzwerk mit einer interessanten Mischung aus KMUs, Forschungsinstituten und Hochschulen und hat somit die Möglichkeit neue Partner und Stakeholder zu finden.

Welche Tipps geben Sie anderen Unternehmen, die sich noch bewerben wollen oder auch schon mittendrin sind?

Auf jeden Fall sollte jemand dabei sein, der gut dokumentieren kann, der gewillt ist Texte zu schreiben und vielleicht auch eine gewisse Routine hat, englischsprachige, qualitativ hochwertige Dokumentationen liefern zu können. Das spart auf jeden Fall eine Menge Zeit.

Außerdem ist ein guter Konsortiumskoordinator wichtig. Wir hatten im ersten Projekt das Glück, dass wir einen sehr guten Koordinator hatten, der darauf geachtet hat, dass die Berichte fristgerecht und mit entsprechender Qualität abgegeben wurden. Das ist für die Kommunikation und einen reibungslosen Ablauf sehr wichtig. Und zuletzt ist natürlich zu bedenken, dass das tagtägliche Geschäft nicht zu kurz kommen darf. Ich empfehle aber, sofern die Kapazität es zulässt, auf jedem Fall an so einem Projekt teilzunehmen.

Vielen Dank für Ihre Zeit und dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben, Herr Benson.